Die neue Normalität gegen die alte…
Die neue Normalität gegen die alte…

Die neue Normalität gegen die alte…

Nun wohnt Sylvia, meine neue Partnerin schon einige Zeit bei mir und es fühlt sich alles schon sehr vertraut und normal, aber trotzdem auch noch sehr neu an. In gewissen Abständen blitzt jedoch die alte Normalität wieder auf und ich stelle mir Fragen, stelle alles in Frage. Dabei habe ich viele dieser Fragen für mich in der Therapie und Trauerarbeit und mit Sylvia schon oft besprochen, aber sie tauchen einfach neuerdings vermehrt wieder auf, mit und ohne Grund. Meistens wenn ich alleine unterwegs bin z.B. zum und vom Dienst. Da sitze ich meist auf dem Rad und habe Zeit zu träumen…  In der Zeit bin ich oft in meinen Gedanken kreativ, oder ich fahre einfach Gedankenverloren und dann kommen die Erinnerungen. Das Ganze verbunden mit einem noch unbestimmten Gefühl, auch mit einem wohligen Gefühl, einer gewissen Sehnsucht? Mir ist klar, nichts kann ich zurückdrehen und mir ist noch klarer: alles wie es ist, ist gut bzw. sehr gut, aber dennoch…. Es ist, glaube ich, das Gefühl von Liebe, die vergeht nicht wie die Trauer, die ich in letzter Zeit immer mehr hinter mir lassen konnte. Diese Liebe zu Sybille treibt ein Spielchen mit mir. Wenn ich mit Sylvia zusammen bin, dann habe ich die neue Liebe ganz präsent vor mir(oder neben mir…) und ich bin im hier und jetzt. Wir planen unsere Zukunft und ich muss, darf und kann mir eingestehen, wie glücklich ich gerade bin. Aber vorher war ich auch glücklich und dann fängt so ein kleines Rädchen an sich zu drehen, welches mir die Vergangenheit vorspielt und diese alten Emotionen hervorholt. Ich spüre, in alte Muster zu verfallen, obwohl ich ja ganz bewusst mich durch meine Therapie und der Trauerarbeit von alten Mustern “getrennt” habe, ich habe bewusst einen Neustart angefangen und geschaut, wie ich jetzt und was ich mit meinem neuen Leben so anfangen will. Mit der neuen Liebe ist das alles dann viel einfacher geworden, zu bewerkstelligen, man hat eine Anlaufstelle für Gespräche und hat Unterstützung. Aber die neuen Muster werden von den alten immer mal wieder eingeholt. Zweifeln holt mich immer wieder ein, obwohl ich das Muster überhaupt nicht mehr haben möchte und der Meinung bin, an meinem ganzen Schicksal gewachsen zu sein und jetzt “über den Dingen zu stehen“. Inzwischen denke ich in solchen Momenten ganz bewusst an die Zukunft mit einer Klarheit und Gelassenheit ohne dem verdammten Zweifel an dem was kommt. Wir können es sowieso nicht ändern. Was kann mich noch erschüttern, ich habe das Schlimmste erlebt und geschafft, habe meinen Seelenfrieden mit dem Tod von Sybille gefunden. Oder ich denke dann an Dankbarkeit. Ich kann dankbar sein, 35 Jahre mit Sybille mein Leben verbracht zu haben, ich habe die guten Erinnerungen im Kopf. Aber: ich bin wohl immer noch auf diesem Weg und er erscheint immer noch etwas holprig, aber das Gute an der ganzen Geschichte ist ja, dass ich nicht mehr alleine auf diesem Weg bin und gegenüber früher spüre ich eine wesentliche Erleichterung in meiner Verantwortung, alles selbst zu managen, sie verteilt sich jetzt wieder auf zwei und das ist ein entspannendes Gefühl, es macht mich ruhiger und gelassener. Ich merke, ich stecke aber immer noch in einem Entwicklungsprozess. Spannend und aufwühlend zugleich, aber unaufhaltsam. Das Leben geht eben weiter. Klingt blöd, ist aber so.

So bleibt die alte Liebe und die neue Liebe kann auch bleiben, ist sie doch die schönste Realität. 

Nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe, passt ganz gut das folgende Foto von der kleinen Gedenkecke an Sybille, welches ich gestern zufällig fotografiert habe. Sylvia hat ihre Gedenkecke direkt daneben und der Spruch dazwischen verbindet beide und er motiviert…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert