Sybilles letzten Worte zu mir waren: „Ja,macht das“. Ich nehme mir das quasi als Motto zu Herzen und werde hier immer mal was niederschreiben, was Sybille vielleicht zu mir oder ganz allgemein gesagt oder getan hätte…
Was hätte sie gesagt…
…das waren meine Gedanken auf dem Weg zur Klinik. Aber erstmal von vorne: Als ich am 11.5. morgens telefonisch die Nachricht bekam, ihr Atem würde schwächer, hab ich mich gleich auf’s Rad gesetzt und bin zum UKM gefahren. Auf dem Rad dachte ich daran, es könnte ja vielleicht schon zu spät sein… Und ich war zu spät. Was hätte Sybille in der Situation wohl gesagt? „Hättest du nicht noch ne 1/4-Stunde warten können?“
Mut machen…
…das wollte Sybille mit dieser Postkarte. Und auch mit ihren vier Worten leben lieben lachen hoffen und das an einem ihrer schlechtesten Wochen seit der Diagnose, Chemo und der Immuntherpie Ende November 2023. Wenn es ihr etwas besser ginge, dann wollte sie etwas Tagebuch führen und mit dem Schneiden der Haare und der Webseite Aufmerksamkeit erreichen, für ein nicht einfaches Thema. Denn der Verlust ihrer Haare bedeutete auch öffentlich den „Krebs zu zeigen“. Sie hatte sich aber bewusst dafür entschieden, die Haare bei einem Fotoshooting geschnitten zu bekommen um den „Wandel“ in kurzer Zeit zu zeigen und anzudeuten, man muss sich deswegen nicht verstecken und eine Perücke tragen. Man könne weiter auch ohne Haare eine persöhnliche Ausstrahlung haben und „weiblich“ bleiben, so ihre Argumentation. Aus Sicht des Ehemannes gesehen, fand ich sie so durchaus noch attraktiver, aber in dem Fall zählte für sie meine Meinung garnicht so. Das war auch gut und richtig so. Ich sollte ja nur schöne Fotos „liefern“. Dass das Ganze dann in Greven auf der Palliativstation gemacht werden musste, war nicht so angedacht, aber schmälerte ihr Engagement dafür nicht. Ich machte also die Fotos, meine Tochter Julia schnitt die Haare, Mirjam machte später das Layoiut und wir ließen Probedrucke auf verschiedenem Papier machen und…. Ja, weiter ging es dann doch nicht, der Krebs und die MS haben sie immer mehr beeinträchtigt und so konnte sie nicht einmal mehr ihre Webseite in Angriff nehmen. Sie konnte wegen ihres Tremors nicht mehr schreiben oder länger tippen und sie ermüdete auch immer sehr schnell. So bleibt mir jetzt nur, darüber in ihrem Sinne zu schreiben, was ich hier natürlich gerne mache, aber von ihr persönlich wäre das sicherlich viel authentischer rüber gekommen. Wer sich jetzt vielleicht animiert fühlt, Sybilles Idee, mit den Einnahmen der Karte passende Organisationen zu unterstützen, der sei hiermit aufgerufen, es mir gleich zu tun. Anstatt Blumen für’s Grab habe ich aufgerufen, für die Krebsberatungsstelle Münster zu spenden, die uns beide in dieser Ausnahmesituation sehr hilfreich unterstützt haben.
Update: Inzwischen sind 200,- von der Beerdigung an die Krebsberatung gegangen und von einem Kalenderprojekt gehen Anfang 2024 dann 1500,-€ ebenfalls an die Krebsberatung. An alle beteiligten SpenderInnen geht ein ganz großen Dank!