Wieder ein Fest, bei dem man sich vorher schon fragt: wie wird es wohl werden?
Inzwischen weiss ich ja, wie ich mir da helfen kann, aber das Entscheidende ist, ich habe jemand, der mir dabei hilft und dem ich auch helfen kann. Da kann ich nur froh sein, Sylvia zu haben. Wir stecken beide mittendrin im weihnachtlichen Dekorieren, beide Haushalte wurden da zusammengeschmissen(wie auch bei den ganzen anderen Dingen des nun gemeinsamen Lebens) und wir schaffen auch bewusst Neues an, ohne das Alte nicht auch mit zu integrieren. So hat jeder seine eigene Geschichte zu Dingen und neue Dinge schaffen wiederum neue Geschichten. Es ist alles so positiv und oft so positiv erschreckend, wie gleich wir denken. Es passt einfach. Positive Erinnerungen begleiten uns täglich, unsere beiden Ehepartner sind bei uns so präsent. Manchesmal holt einen aber auch mal eine nicht schöne Erinnerung ein. Beispielsweise stand der Rollstuhl zum “Entsorgen” auf der Tenne und er erweckte bei mir üble Erinnerungen an dessen Gebrauch, aber wie schon geschrieben, ist dann da jemand, der deine Emotionen lesen kann und dann ist es auch schon wieder besser. Ich kann aber gottseidank grundsätzlich sagen: ich habe die Trauer hinter mir gelassen. Das war viel Arbeit, aber mit verschiedenster Hilfe war irgendwann ein Punkt erreicht, an dem man spürte, jetzt geht es besser, die Trauer wandelt sich in Dankbarkeit. So gehe ich jetzt durchs Leben, mit großer tiefer Dankbarkeit für das, was gewesen ist und glücklich mit dem, was jetzt ist. Das bekommt nochmal eine besondere Gewichtung. Ich/wir wissen es, glaube ich, besonders durch unsere neue Beziehung zu schätzen und jeden Tag spüren wir die Dankbarkeit und das besondere Geschenk, was uns beiden zuteilgeworden ist. Die Gedanken gehen positiv nach vorne, die Erinnerungen werden immer wieder verarbeitet und werden besser verkraftet. Trotzdem bleibt da so eine gewisse Unsicherheit im Herzen, oder der Seele und an so gewissen Ereignissen spielt da die Seele eben eine größere Rolle. Sylvia hatte 2. Todeestag von Jens. Sie spürte schon Tage vorher das da was in ihr arbeitet. Es ist schwer zu beschreiben, aber da kommt ganz tief etwas hoch, das beachtet, aber auch geduldet werden muss/will. Aber ganz einfach: das Leben geht weiter, bedingungslose Akzeptanz ist da ein so viel gebrauchter Begriff. Aber so ist es.
So war Weihnachten natürlich anders, aber sehr schön in der neuen Konstellation in beiden Familien.
Auch Silvester war ich nicht mehr allein wie letztes Jahr. Da war es einfach nur blöd und jetzt in schöner Zweisamkeit und voller Blicke nach vorne und dankbare Blicke zurück. So schleift sich das alles wohl so langsam ein….und das neue Leben nimmt Gestalt an. Wir haben es in der Hand, positiv anzugehen und Gutes draus zu machen, wie beispielsweise unser 3-Tages-Kulturtrip nach Berlin und wenn einem dann mal, wie mir vorm Kabarett, die Tränen kommen, weil ich an Sybille und die verpassten Chancen, so etwas mit ihr zu machen denken muss, dann darf das sein.
Grundsätzlich noch ein Gedanke. Dass ich wieder lieben könnte, habe ich vor einem Jahr nicht einmal denken können, aber es kam dann die Zeit dafür und vor allem, es trat da jemand in mein Leben und da war die Liebe mit einem Mal möglich und… Klar: da tritt nun Sybille immer mehr in den Hintergrund, aber diese Liebe bleibt für ewig und das fühlt sich alles so gut an. Wie schnell ist doch auch dann das vergangene Jahr vorüber gegangen, mit so vielen intensiven Momenten und nun kündigt sich ein neuer Jahrestag an. Sylvia und ich sind bald ein Jahr zusammen. Was für ein Glück, zwei Menschen lieben zu können! Wer da wohl seine Finger im Spiel gehabt hat, das fragen wir uns des Öfteren. Eine Antwort werden wir nicht bekommen, erwarten wir aber auch nicht, aber ein nettes Gedankenspiel ist es, wie mit Huhn und Ei…